Buenos Aires

Nach über 4 Wochen Natur in Patagonien startet nun das komplette Kontrastprogramm: es geht in die 13 Mio.-Einwohner Stadt Buenos Aires. Nach 3,5 Stunden Flug und etwas Verspätung bin ich gegen 22 Uhr gelandet. Schon von weitem konnte man die Lichter der Stadt sehen. Als man dann über der Stadt war, hat man bis zum Horizont nichts mehr anderes gesehen. Hier konnte man zum ersten Mal erahnen, wie groß die Stadt ist. Ich bin auf dem nationaler Flughafen gelandet, der mitten in der Stadt am Hafen liegt. Beim Anflug fliegt man wirklich erschreckend nah an den Häusern vorbei.

Buskarte & ÖPNV

Ich hatte in meinem Blog über Bariloche schon über meinen Kampf mit der Buskarte erzählt. Dieser sollte jetzt weitergehen. In Buenos Aires wird dieselbe Karte verwendet, die SUBE heißt. Mein ursprünglicher Plan war es mit dem Colectivo 45 (Linienbusse werden in Buenos Aires Colectivo genannt) zum Hostel zu fahren, da dieser direkt am Hostel vorbeifährt. Ich brauchte aber noch die SUBE-Karte ohne die man nicht Bus fahren kann. Am Flughafen kann man die aber nicht kaufen. Die zweitgünstigste Alternative ist der ArBus, der vom Flughafen in die Stadt fährt. Theoretisch braucht man hierfür auch die SUBE-Karte, oder man kann mit der Kreditkarte das Busticket kaufen. Mit Bargeld geht es aber nicht. Ich habe mir also das gekauft, das zehnfach so teuer als das Colectivo gewesen wäre. Rausgelassen wurde man dann mitten auf der größten Straße. Laut der Frau am Verkaufsschalter wären es dann auch nur 9 Blocks zum Hostel. Dass die Blockangaben nicht so treffend sind, habe ich später noch öfters gemerkt. Ich habe also noch ein Taxi direkt zum Hostel genommen.

Für meine Tage in Buenos Aires wollte ich mir dann eine SUBE-Karte kaufen. Ich konnte zwar eine vorübergehend im Hostel ausleihen, doch brauchte am Ende eine, um zum Flughafen zu kommen. Mein erster Versuch eine SUBE-Karte am Schalter der Subte (Name der Metro in Buenos Aires)- zu kaufen schlug fehl, denn dort kann man die nur aufladen. Man könnte die Karte in manchen Kiosks kaufen. Da aber Sonntag war und die nächsten beiden Tage Feiertage waren, war das eher schwer. In der Innenstadt habe ich dann einen offenen Kiosk gefunden, der diese auch verkauft, also theoretisch, denn momentan hätten sie keine mehr. Letztendlich habe ich eine SUBE-Karte am nächsten Tag kaufen können, auch wenn’s ein eher steiniger Weg dahin war.

In Buenos Aires gibt es zum einen die Metro, die im Zentrum fährt, im Vergleich zu anderen Großstädten aber ein sehr kleines Netz hat. Der Großteil des ÖPNV wird mit den Colectivos abgedeckt. Der ÖPNV ist sehr, sehr günstig. Eine Subte-Fahrt kostet 4,5 Pesos (0,35 ct), eine Colectivofahrt je nach Streckenlänge 3-4 Pesos (23-30 ct). Da ich zumeist im Zentrum unterwegs war, bin ich meistens Metro gefahren. Das ist auch einfacher für Touristen, da alles ausgeschildert ist. Bei den Colectivos gibt es erstmal das Problem, dass man herausfinden muss, welchen Bus man nehmen muss. Im direkten Zentrum gibt es gut 100 Linien. Dann das schwierigere: man muss wissen wo man aussteigen muss. Es gibt keinerlei Anzeige oder Ansage. Man muss sich also entweder schon auskennen, was als Tourist schwer ist oder eine Navi-App verwenden, um zu erahnen wann man aussteigen muss. Ich bin nur zum Schluss meines Aufenthalts Colectivo gefahren. Da kannte ich mich aber schon recht gut aus und war am Vortag auch schon dort war, wo ich wieder hinwollte.

Sightseeing

Anfangs hat es erstmal etwas Zeit gebraucht mir einen Überblick über Buenos Aires zu verschaffen und mich an die Temperaturen zu gewöhnen. In Ushuaia hatte es 0-10 Grad, jetzt in Buenos Aires waren es gut 35 Grad. Für das Sightseeing hatte einen guten Blogbeitrag gefunden, der Touren für mehrere Tage vorschlug. Diese habe ich groß übernommen, aber noch ein paar Sachen geändert, wie sie für mich besser passten. Am ersten Tag widmete ich mich dem Zentrum. Ich lief von meinem Hostel im San Telmo-Viertel zum Plaza del Mayo, wo sich das Casa Rosada (argentinischer Präsidentenpalast) und die Catedral Metroplitana befindet. Das ist der zentrale Platz, wo auch die politischen Proteste stattfinden. Das sieht man daran, dass vereinzelte Banner hingen und man die hohen Absperrgitter der Polizei sehen konnte, die teilweise zur Seite geräumt wurden. Weiter ging es auf der Florida-Straße entlang, der Haupteinkaufsstraße. Das war auch die so ziemlich einzige Straße, wo Geschäfte offen waren, da Feiertag war. Dadurch war es auch ziemlich ruhig in der Innenstadt, was ich aber eher genossen habe, um nach so langer Zeit in der Natur mich an die Großstadt zu gewöhnen. Am Ende bin ich im Retiro-Park angekommen, wo der erste Blick auf einen riesigen Art Weihnachtsbaum aus Metall und Lichtern fiel, der gerade zusammengebaut wurde. In dem Park befindet sich der Torre Monumental. Anschließend ging’s zum Puerto Madero, an dessen Ufer Hochhäuser, Restaurants und Bars befinden. Es soll etwas an Hamburg erinnern. Direkt neben den Hochhäusern befindet sich ein Naturreservat, wo viele Leute mit Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs waren. Insgesamt fand ich das aber eher langweilig. Nach insgesamt 24km laufen war ich dann endlich wieder im Hostel. Auch am nächsten Tag ging ich wieder ins Zentrum, aber deutlich kürzer. U.a. lief ich etwas die Hauptstraße Avenida 9 de Julio entlang. Die mittleren beiden Spuren sind für die Busse reserviert, rechts und links daneben gibt es nochmals 12 Spuren für Autos. In der Mitte der Straße befindet sich ein Obelisk. Außerdem war ich noch beim Kongress.

Am nächsten Tag führt es mich nach La Boca. Vom Hostel benötigte ich ca. 40 Minuten in den wirklich touristischen Bereich. Je näher man dem Zentrum kam, desto mehr Zeichen sah man von den Boca Juniors, dem Fußballvereins, der das komplette Viertel prägt. Man sah Poster und Banner über der Straße vom erst kürzlich gewählten neuen Präsidenten. Die Farben blau und gelb des Fußballvereins sah man überall in den Straßen. Die bekannten farblichen Häuser, die jeder mit La Boca verbindet, befinden sich direkt am Hafen. Doch es sind auch nur 2 Straßen, wovon eine voll ist mit Touristenrestaurants und -attraktivitäten. Mir war das deutlich zu touristisch. Anschließend ging ich ins La Bombonera, dem Fußballstadium der Boca Juniors, das sich mitten im Viertel befindet. Neben dem Besuch des Museums machte ich eine Tour durchs Stadium, bei der man sehr viel zur Geschichte der Boca Juniors, aber auch dem Verein erfuhr. Und man konnte das Stadion und besonders auch die bekannte Stehkurve aus der Nähe betrachten. Dort forderte der Führer die Gruppe von ca. 30 Leuten auf zu springen und „Goool“ zu schreien. Selbst mit so wenigen Leuten hörte man das Echo im Stadion. Kaum vorzustellen wie laut es ist, wenn das Stadion voll ist. Am Ende der Tour ging es noch in die Umkleidekabine, von der man aber nicht bis zum wirklichen Umkleidebereich konnte, wenn man nicht für ein Bild bezahlt hat, dass ein Fotograf von einem macht.

An meinem 5. Tag in Buenos Aires ging ich morgens erst auf den Torre Mitre, der sich im Zentrum befindet. Von dort aus hat man einen Ausblick auf das Zentrum. Auf der Seite des Meers konnte man auch Uruguay erahnen, das nur 45 Minuten mit der Fähre entfernt liegt. Für Nachmittags hatte ich eine Streetart-Tour gebucht. Dort wurde man durch Straßen geführt und konnte sich auf riesigen Wänden Kunstwerke ansehen. Es gab verschiedenste Motive von Personen, Tieren oder auch abstrakter Kunst. Durch den direkten Vergleich konnte man die verschiedenen Techniken sehen. Die Tour dauerte 2,5 Stunden. Man erfuhr sehr viel über die Geschichte von Streetart und auch den internationalen Künstlern, die dort tätig waren. An dem Tag war es wirklich sehr heiß und man hat immer nur den Schatten gesucht. Ich war froh als ich wieder in dem klimatisierten Zug war.

Am nächsten Tag hielt ich mich in den Vierteln Palermo und Recoleta auf. Als erstes fuhr ich zum El Monumental, dem Fußballstadium von River Plates. Es befindet sich unmittelbarer Entfernung zum nationalen Flughafen, an dem ich ankam. Schon im Anflug konnte ich das Stadion von oben sehen. Wie im La Bombonera besuchte ich das Museum und machte eine Tour durchs Stadion. Allerdings fand ich die Tour hier sehr schlecht. Sie kostete mehr, man erhielt kaum Informationen und hat außer dem Mittelrang, unten am Spielfeldrand und die Gästekabine nichts gesehen. Mein mitgebrachtes Mittagessen nahm ich anschließend im Botanischen Garten zu mir. Ein sehr schöner Park mit viel Schatten und Pflanzen von überall aus der Welt. Direkt nebenan befindet sich das Evita-Museum. Mich hat die Geschichte von Eva Perón, der Film und das Musical schon lange begeistert. Daher war es das einzige Museum, das ich von mir aus in Südamerika besucht habe. Man konnte hautnah die Stufen ihres Lebens miterleben. Anschließend lief ich an ein paar Parks vorbei zur Floralis Generica, einer riesigen Blume aus Metal, die sich im Parque de las Naciones Unidas befindet. Als nächstes ging es zur Iglesia del Pilar, einer sehr schönen Kirche. In der Kirche lief echt deutsche klassische Weihnachtsmusik. Ich musste echt öfters hinhören, um glauben zu können, dass es deutscher Text ist. Aber auch das hat mir nicht weitergeholfen bei 35 Grad auch nur ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. Eigentlich wollte ich anschließend noch zum bekannten Recoleta-Friedhof, der sich direkt daneben befindet. Da der aber schon geschlossen war, setzte ich mich gemütlich in den Park bis es langsam dunkel war. Inzwischen war es auch eher eine angenehme Wärme. Abends wurde die weiße Kirche richtig schön angestrahlt und mit dem blauen Himmel sah es sehr schön aus.

Da ich den Recoleta-Friedhof sehen wollte, bin ich am nächsten Tag morgens dort nochmal hingefahren. Der Friedhof ich nicht mit deutschen Friedhöfen zu vergleichen. Auf dem Großteil des Friedhofs stehen Häuser aus Stein, worin sich die Särge befinden. Diese haben die unterschiedlichsten Stile und Farben. Auch das Grab von Eva Perón befindet sich auf dem Friedhof. Da es schon mein letzter Tag in Buenos Aires war, bin ich noch in einen Park gefahren, um etwas auszuspannen. Meine Wahl ist auf den Parque de la Ciudad gefallen, da sich dort ein hoher Turm befindet, von dem man einen tollen Ausblick auf die Stadt haben kann. Der Park befindet sich etwas außerhalb der Stadt. Zuerst musste man mit der Subte bis zur Endhaltestelle fahren und dort in eine kleinere Bahn mit nur einem Wagen umsteigen. Dort sah ich auch das andere Gesicht von Buenos Aires, den ärmeren Gebieten. Alleine wäre ich dort nicht gerne unterwegs gewesen, aber ich ja zum Glück nur durchgefahren. Angekommen am Park hat dieser sich als ein eher verlassener Freizeitpark entpuppt. Die Fahrgeschäfte scheinen schon seit Jahren nicht mehr zu fahren, nur noch ein paar andere Freizeitmöglichkeiten gibt es. Trotz des Wochenendes war nichts los. Von dem Turm hatte man einen Blick aufs weiter entfernte Zentrum und konnte sehen wie viele Hochhäuser es dort gibt. Auch hier sah man wieder wie groß die Stadt ist.

Tango

Was wäre ein Buenos Aires-Aufenthalt ohne Tango? Genau nichts. An meinem letzten Abend traf ich mich zu einer Tangoshow mit dem Australier Nick, den ich zuvor bereits sechs Mal zufällig getroffen hatte. Er war inzwischen auch in Buenos Aires angekommen und sein Hostel war zufällig wieder in der gleichen Straße. Wir hatten das größere Paket gebucht, bei dem man zuerst an einem Tango-Tanzkurs teilnahm. Das war sehr spannend und auch lustig. Insgesamt waren da gut 30 Leute und da natürlich es nicht gleichviel Frauen und Männer gab, tanzte man mit jedem, sodass jeder ungefähr auf die gleiche Tanzzeit kam. Zuerst wurden die Schritte für Frauen und Männer gezeigt und dann wurde gemeinsam geübt. Später bei der Show konnte man noch mehr wertschätzen wie schwer das Ganze ist. Vor der Show gab es noch ein 3 Gänge Menü. Ich wählte einen Tomate-Mozzarella-Salat, mit Kürbis gefüllte Ravioli in einer Pilzsauce und ein Flan zum Nachtisch. Alle Gänge waren sehr gut, dazu gab’s argentinischen Wein. Danach fing die Show an. Der Tisch war direkt an der Bühne, von dem aus wir super sehen konnten. Es gab 3 Tanzpaare und ein Sänger, die die Show machten. Das schöne, dass sie nicht nur auf der Bühne blieben, sondern auch die Show in den Reihen zwischen den Tischen machten und die Zuschauer mit einbanden. Der perfekte Abschluss für 8 Tage Buenos Aires.

Mustard-Trick

..,übersetzt Senf-Trick, ist in Buenos Aires eine beliebte Methode der Taschendiebe. Dabei wird einem entweder eine stinkende Paste auf den Rücken geschmiert oder es wird vorgetäuscht, dass ein Vogel einen aus einem Baum vollgeschissen hat. Die Diebe wollen einem dann helfen den Dreck zu reinigen, stehlen dann Sachen aus den Taschen oder sogar den ganzen Rucksack. Ich hatte davor schon davor gehört und hatte mich mental darauf vorbereitet. In den ersten 7 Tagen umsonst. Am letzten Tag war ich mit meinen kompletten Sachen auf dem Weg zum Bus, mit dem ich zum Flughafen fahren wollte. Vor der letzten Ampel habe ich recht viel Flüssiges auf der Wade und auch etwas auf dem Kopf gespürt. Mich hat auch gleich einer angesprochen, ob ich Englisch sprechen würde und ein zweiter meinte, dass es vielleicht ein Vogel war. Da ich wusste was sie vor hatten und an der Ampel stand, die zum Bussteg führte, zu dem ich wollte. Natürlich bin nicht auf die Hilfe eingegangen, habe ich nicht mein Rucksack abgesetzt, bin über die Ampel und in den Bus.

Fazit von Buenos Aires

Nach den vielen Wochen Natur war es gut, dass in den ersten drei Tagen Sonn- oder Feiertag war und die Stadt ruhiger, um mich wieder an größere Städte überhaupt zu gewöhnen. Auch musste ich mich erstmal wieder daran gewöhnen wie früh (20:30 Uhr) es dunkel wird. In Ushuaia zuvor wurde es erst um 23:00 Uhr dunkel. Die Dimension von Buenos Aires konnte ich nicht wirklich greifen. Es war die größte Stadt, in der ich je war. Es gibt so viel zu tun. Ich hatte 6 Tage für Sightseeing und habe gefühlt nur das wichtigste gesehen. Von der Bauweise und Art erinnert mich Buenos Aires etwas an Madrid, man könnte es natürlich auch anders herum sehen. Insgesamt hat mir Buenos Aires gut gefallen. Besonders die Innenstadt ist sehr imposant. Ich habe aber nicht die Magie verspürt, von der so viele erzählen, wenn sie in Buenos Aires waren. Es war auch gut wieder weiterzureisen, denn das war mein längster Aufenthalt in einer Stadt während meiner kompletten Reise.

Hier noch Fotos aus Buenos Aires (zum Vergrößern auf die Bilder klicken):