El Chaltén & El Calafate

Mit meinem Aufenthalt in El Chaltén und El Calafate begann die zweite Hälfte meiner Reise. Ich machte einen Sprung von Bariloche in das 1000 km südlich gelegene El Calafate, mitten in Patagonien. Ich hatte schon im August meine Flüge gebucht, worüber ich jetzt sehr froh war. Die Alternative zum Flug war eine 30-stündige Busfahrt, die viele machten, da die Flugpreise inzwischen sehr hoch waren.

In der Nacht vor dem Flug checkte ich nochmal die Daten der Flugbestätigungen von Reisebüro und stellte dabei etwas Komisches fest: der Flug mit meiner Nummer fliegt weder ab Bariloche noch nach Bariloche. Auch gab es um die Uhrzeit keinen Flug von Bariloche nach El Calafate. Nach etwas Recherche und Kombinationsvermögen, fand ich dann heraus, dass mein Flug inzwischen (?) eine andere Nummer hat und eine halbe Stunde früher gestartet als geplant. Das bedeutete auch, dass ich einen Bus 1,5h früher nehmen musste. Zum Flughafen fahren über den ganzen Tag verteilt überhaupt nur acht Busse. Nach dem Schreck ging ich dann doch schnell ins Bett, da mir nur noch vier Stunden Schlaf blieben. Am nächsten Morgen habe ich sogar schon vor 6 Uhr Frühstück im Hostel bekommen, obwohl es das normalerweise erst ab 7 Uhr gibt. Anschließend fuhr ich mit einem Australier, der den gleichen Flug hatte, zum Flughafen. Immerhin war die Flughafenhalle schon offen, die paar Geschäfte und Schalter waren alle noch geschlossen. Nach ca. 1 Stunde konnte dann auch eingecheckt werden und anschließend musste nochmal eine halbe Stunde gewartet werden bis die Sicherheitskontrolle aufmachte. Immerhin gab es kostenloses WLAN, obwohl es ein Miniflughafen mit nur 2 Gates war. Nach 1,5 Stunden Flug sind wir dann in El Calafate gelandet, ebenfalls auf einem Miniflughafen mit 2 Gates. Mein Ziel war vorerst aber noch nicht El Calafate, sondern El Chaltén, was 213 km nördlich liegt. Mein ursprünglicher Plan war zum Busbahnhof nach El Calafate zu fahren und von dort auch nach El Chaltén. Da es am Flughafen keinen Öffentlichen Nahverkehr gibt, hätte ich mit einem teuren Shuttle fahren müssen. Insgesamt gleichteuer bin ich mit meiner Lösung herausgekommen, dass ich ein Shuttle direkt von Flughafen nach El Chaltén gebucht habe. Bis es da losging, musste ich allerdings noch 3 Stunden warten bis der nächste Flieger in El Calafate ankam. In der Ankunftshalle gab es aber sogar Sitzmöglichkeiten mit Steckdosen und auch hier gab es kostenloses WLAN, sodass sich das Warten nicht solang hinzog.

El Chaltén

El Chaltén ist ein kleiner Ort in den Anden, der von dem Tourismus lebt. Er bezeichnet sich selbst als Trecking-Hauptstadt Argentiniens. Von dort aus führen Wanderwege zu dem bekannten Fitz Roy und Cerro Torre. Wie in ganz Patagonien ist das Wetter geprägt von sehr schnellen Schwankungen, viel Wind und auch viel Niederschlag. Bei meiner Ankunft sah ich überall Leute eingepackt mit Wind-/Regenjacken und Kapuze, wo fast nur die Augen rausschauten, schließlich hatte es gerade so 5°C. Die nächsten Tage sah ich genauso aus. Der Ort an sich ist sehr klein. Auf der Hauptstraße gibt es viele Restaurants und Läden für Touristen. Es gab einen „großen“ Supermarkt, mit fünf Regalen, die anderen waren noch kleiner. Man musste immer etwas Glück haben, was gerade da ist. Da die ganze Stadt an einem Satellit für das Internet hängt, war es dementsprechend langsam. Über einen Tag lang hat es nicht mal dazu gereicht E-Mails abzurufen. Empfang mit dem Handy hatte ich überhaupt nie.

Laguna Torre

Bereits an meinem Ankunftstag wurde ich mit Regen und Wind begrüßt. Am nächsten Morgen war wenigstens etwas blauer Himmel zu sehen, aber es war sehr windig. In einem vorherigen Hostel hat mir eine Australierin empfohlen an dem Tag die Wanderung zum Laguna Torre zu machen, da der Weg recht geschützt vorm Wind ist. In den ersten 3 km zum Aussichtspunkt auf den Cerro Torre überwindet man fast alle Höhenmeter. Die restlichen 6 km zum Laguna Torre sind dann eher flach. Nach und nach zog es zu, nach 5 km fing es dann an zu regnen. Als ich am Laguna Torre ankam, konnte man die Lagune und Teile des Grande-Gletschers auf der anderen Seite sehen, der Cerro Torre war aber größtenteils in den Wolken. Da es inzwischen auch richtig ungemütlich war, bin ich recht schnell umgedreht. Ich hatte ja schließlich nochmal 9 km vor mir.

Mirador de los Cóndores und Mirador de las Aguilas

Den nächsten Tage wollte ich eher ruhig angehen lassen. Heute war perfektes Wetter und ich bin zu Aussichtspunkte ans andere Ende der Stadt gegangen. Die knappe 30 Minuten ging es kontinuierlich hoch, doch dafür hatte man vom Mirador de los Cóndores einen umso schöneren Blick über ganz El Chaltén und dem Tal, in dem es liegt. Etwas von der Erhebung runter, ging der Weg weiter zum Mirador de las Aguilas. Von dort aus hatte man einen Ausblick zum einen auf die Berge auf der linken Seite und auf den Lago Viedma. Auf diesem sah man auch Eisstücke vom Viedma-Gletscher schwimmen. Insgesamt war es mit 5 km eher eine kleine Wanderung.

Laguna de los Tres & Fitz Roy

DIE Wanderung in El Chaltén ist die zur Laguna de los Tres, von wo man den berühmten Fitz-Roy-Berg sehen kann. Ich habe den Tipp bekommen, dass man den recht steilen Wanderweg hinzus umgehen kann, indem man mit dem Bus knapp 14km ins Tal reinfährt und dann einen anderen Wanderweg nimmt, der 9 km lang ist. Um 7:45 Uhr holte mich der Bus im Hostel ab. Vom Bus konnte man den Fitz Roy schon sehen: sehr beeindruckend. Unterwegs hielt der Bus auch kurz, damit man Fotos machen kann. Nach einer kurzen weiteren Fahrt kam man dann am Parkplatz an, von dem man loslaufen konnte. Bisher war noch richtig schöner blauer Himmel. Der Wanderweg führte größtenteils durch Wald. Am Aussichtspunkt auf dem Piedras Blancas-Gletscher war der Fitz Roy schon größtenteils mit Wolken bedeckt und schaute nur noch einmal kurz durch. Nach ein paar Kilometern kam ich am Punkt an, an denen sich der normaler Wanderweg und der, den ich wählte trafen. Von dort aus waren es noch 2 km zur Laguna de los Tres. Der erste Kilometer führte durch Wald und man überquerte einen Bergfluss. Dann ging es den letzten Kilometer hoch. Angegebene Zeit dafür war 1 Stunde. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen und je höher man kam, desto mehr Schnee wurde es. Es ging immer steiler bergauf, durch den Niederschlag kam einem immer mehr Wasser entgegen, was den Untergrund matschig und die Steine rutschig machte. Nach circa der Hälfte und schon 45 Minuten beschloss ich umzukehren, weil es mir zu gefährlich erschien und es mindestens nochmal so lang dauern würde und man später auch wieder runtermusste. Auf den 10 km Rückweg regnete es fast die ganze Zeit, auf dem letzten Stück kam auch noch Gegenwind dazu. Ich machte noch einen Miniumweg zur Laguna Capri, doch da war der Ausblick auch nicht sehr gut. Am Ende war ich nur noch froh zurück im warmen Hostel zu sein. Doch weil das Internet so schlecht war und ich mein Busticket für den nächsten Tag online nicht kaufen konnte, musste ich nochmals eine halbe Stunde durch Regen und Wind laufen bevor ich endlich unter die heiße Dusche konnte.

Am Ende hatte ich leider etwas Pech mit dem Wetter in El Chaltén, was aber auch völlig normal dort ist. Vielleicht hätte ich den Fitz Roy von oben sehen können, wenn ich die Wanderung den Tag zuvor gemacht hätte. Aber das weiß man nie zuvor.

El Calafate

Für mich ging es wieder zurück nach El Calafate, wo ich mit dem Flugzeug gelandet bin. Der Ort liegt am größten See Argentiniens, dem Lago Argentino. Direkt dort liegt ein Naturschutzgebiet rund um die Laguna Nimez, wo man viele verschiedene Arten von freilebenden Vögeln sehen kann. Ansonsten hat die Stadt eine schöne Hauptstraße mit sehr vielen Restaurants, Cafés, Bars und Läden. In einer Empanadas-Bar und einem Café war ich an einem Tag auch mal mit 2 Deutschen, die ich im Hostel getroffen habe. Viel mehr gibt es aber nicht. Hauptsächlich dient die Stadt um nach El Chaltén zu kommen oder den Perito Moreno-Gletscher zu besuchen.

Perito Moreno-Gletscher

Ich habe vom Hostel aus eine Tour gebucht, mit der man eine etwas alternative Route auf der Hinfahrt nimmt. Dazu muss man wissen, dass täglich 3000-5000 Besucher den Gletscher besuchen und dementsprechend eine Buskarawane auf der Straße zum Gletscher ist. Die Tour, die ich gemacht habe, führte 50 km über unbefestigte Straßen und man konnte die typische steppenhafte patagonische Landschaft sehen. Auch hielt man öfters, um Tiere zu betrachten. Zum Beispiel sahen wir viele Kondore in der Luft. Es wurde auch noch ein Halt bei einem Café gemacht, wo Schafe, Ziegen und Guanakos, die zur Kamelfamilie gehören, aber etwas an Lamas erinnern. Die waren Menschen gewöhnt, sodass man sie sehr nah sehen könnten. Die Lämmer sind immer zu einem gekommen und haben versucht an den Hosenbeinen zu lutschen, da sie noch keine Zähne haben.

Anschließend ging es dann in Nationalpark. Nachdem der Eintritt von ca. 26€ gezahlt wurde, fuhr man weiter in Richtung der Besucherterrassen. Ein kurzer Stopp wurde noch bei einem Aussichtspunkt gemacht, von dem man einen Blick von weitem auf den Gletscher hat. Bei den Besucherwegen fingen wir in einem Bereich an, in dem weniger Touristen sind. Ca. 40 Minuten lief man entlang der Nordseite, der deutlich längeren Seite. Auf einer der Besucherterrassen machte ich Mittagspause. Die Eiswände dort ragen bis zu 50 Meter über den See hinauf. Der Gletscher wächst täglich ca. 1,7 Meter und ist damit einer von wenigen Gletschern, der überhaupt noch wächst. Vorne brechen aber immer wieder große Eisstücke ab. Oft hört man nur eine Art Explosion, sieht aber nichts mehr bis man die richtige Stelle gefunden hat. Später habe ich durch Zufall noch zwei große Stücke abbrechen gesehen. Dadurch schwimmen auch viele Eisstücke im Wasser. Durch den Gletscher hat das Wasser auch die türkise Farbe. Der Besucherweg führte nun mehr in Richtung der Mitte des Gletschers, von wo man nur erahnen konnte, dass der Gletscher 30 km lang ist. Momentan reicht der Gletscher bis aufs Land, sodass kein Wasser von der Süd- auf die Nordseite fließen kann. Zur Südseite ging es anschließend, wobei man hier nicht so viel von oben sehen kann. Dafür stand zur Wahl, dass man an der Seite entlang eine Bootsfahrt macht, was mit 25€ zwar nicht gerade günstig war, aber man sowas nicht oft sieht. Die Alternative wäre gewesen, dass man noch eine Stunde länger auf den Besucherterrassen bleibt. Die Bootsfahrt führte einen dann bis ca. 300m an den Gletscher. Von dort aus sah man erst einmal richtig die Höhe und die Strukturen des Eises. Auch fuhr man direkt an im Wasser schwimmenden Eisfelsen vorbei. Ich hatte auch perfektes Wetter erwischt. Durch den Sonnenschein und den blauen Himmel im Kontrast zum Eis wirkte es nochmal beeindruckender. Ich habe von anderen Reisenden Bilder gesehen, wo es geregnet hat und das ist nicht zu vergleichen. Nach eher bescheidenem Wetter in El Chaltén, hat es das richtig wettgemacht.