Puerto Varas

Meine letzte Nachtbusfahrt führte mich von Santiago nach Puerto Varas. Nach 12,5 Stunden und 1015 km kam ich um 9:45 Uhr in Puerto Varas an. Nach über einer Woche in größeren Städten war ich jetzt wieder in einer kleineren Stadt mit viel Natur. Schon der Weg vom Busterminal zum Hostel war sehr schön. Es ging leicht bergab und man konnte den nahgelegenen See sehen. Puerto Varas und ich umliegende Region war das Hauptziel der Deutschen, die nach Chile im 19. Jahrhundert auswanderten. Daher findet man noch sehr vieles, was Deutsch ist. So gibt es in jedem Ort einen deutschen Verein. Auch sehr viele Geschäfte und Personen tragen deutsche Namen. Meine Highlights waren: „Hotel Weisser Haus“, „Hotel Holle“, „Club Alemán zur Wassermühle“, „Hotel Casa de la Oma“ und „Das Neue Bächlein“. Es gibt noch viele Häuser, die deutschen Ursprungs sind. Zwar findet man heutzutage wenig solche Häuser in Deutschland, doch kamen viele der Deutschen schon Mitte des 19. Jahrhunderts nach Puerto Varas. Ohne das Hintergrundwissen hätte ich eher vermutet, dass es amerikanischen Einfluss gibt, da es etwas wie eine amerikanische Kleinstadt wirkte. Sehr beliebt ist überall auch „Kuchen“. Hier wird selbst das deutsche Wort verwendet. Das sind meistens Streusel- oder Käsekuchen, wie man sie auch so zuhause finden würde, aber gibt es oft auch eine riesige Auswahl an Torten.

Am Ankunftstag schaute ich mich etwas im Ort um. Puerto Varas ist sehr schön am Lago Llanquihue gelegen, dem zweigrößten See in Chile. Von dort aus hat man Blick auf den Vulkan Osorno geradeaus und auf den Vulkan Calbuco etwas weiter rechts hat. Letzterer Vulkan hatte erst im April einen großen Ausbruch. Nachmittags bin auf den Cerro Phillipi hochgelaufen, einem Berg am Stadtrand. Er ist benannt nach Bernhard Eunom Philippi, einem Förderer der Einwanderung aus Deutschland.

Hier ein paar Eindrücke von Puerto Varas. Meine Ausflüge beschreibe ich weiter unten.

Carretera Austral Roadtrip (Fjorde, Bergbach, Osorno-Vulkan)

Am nächsten Tag machte ich eine Tour, die so nicht von Reiseagenturen angeboten wird, sondern vom Hostel veranstaltet wurde. Früh morgens ging es mit einem Jeep los nach Puerto Montt. Dort beginnt die Carretera Austral, die 1350 km bis nach Villa O’Higgins führt. Von La Arena nach Caleta Puelche überquerten wir einen Fjörd des Pazifiks per Fähre. Von dort aus ging es dann über eine unbefestigte Straße am Fjord entlang. Nach ca. 45min hatten wir einen Platten, sodass erstmal der Reifen gewechselt werden musste. Zwischendurch machten wir einen Stopp für eine 2-stündige Wanderung. Es ging durch den Wald hoch bis zu einem Bergfluss. Wir waren mitten in der Natur, einfach wunderschön. Anschließend ging es weiter nach Cochamó, das am Ende des Fjords liegt. Es ist ein sehr kleiner Ort ohne vielen Touristen. Geradeaus über dem Wasser sieht man den Vulkan Calbuco, links den Vulkan Hornopirén. Das letzte Ziel war der Osorno-Vulkan. Ein weites Stück fuhren wir mit dem Auto hoch. Ein Stück näher dem Vulkan kamen wir, in dem wir zwei Hügel hochliefen. Hier hatte man einen traumhaften Ausblick: der Lago Llanquihue, über dem langsam die Sonne unterging, der Calbuco-Vulkan, auf der anderen die Berglandschaft, die von den Vulkanen geprägt ist. Und natürlich der Gipfel des Osorno-Vulkan selbst. Ich war schon als kleines Kind von Vulkanen begeistert, nun habe ich den Tag zuvor die Vulkane schon von weitem gesehen. Jetzt aber selbst dem Vulkan so nah zu sein, war etwas ganz Besonderes. Nach 12,5 Stunden kamen wir abends dann wieder in Puerto Varas an.

Parque Nacional Vicente Perez Rosales

Den zweiten Tag in Puerto Varas ging es wieder in die Nähe des Osorno-Vulkans. Mit vier Französinnen aus dem Hostel fuhr ich 1,5 Stunden mit dem Bus nach Petrohué, einem Dorf am Lago Todos los Santos. Von dort aus machten wir eine Wanderung durch den Parque Nacional Vicente Perez Rosales. Nachdem wir uns am Eingang des Nationalparks registriert haben, ging es los. Wir merkten ziemlich schnell, dass es ziemlich anstrengend werden sollte. Durch den Vulkanausbruch des Calbuco im April lag überall sehr viel Asche und Sand, sodass das Laufen sehr anstrengend war. Zur Rechten sah man den dunkelblauen Lago Todos los Santos. Geradeaus sah man den Gipfel des Puntiaguado-Vulkans. Zur Linken sahen wir den Osorno-Vulkan. Von dieser Seite des Vulkans konnte man auch besonders gut die Spuren der Lavaströme auf dem Vulkan sehen. Auch durchquerten wir zwei Art Flussbette, durch die riesige Lavaströme zum See geflossen sind. Zur Mittagspause sind wir dann See runtergelaufen und am See entlang zurück. Insgesamt waren wir 10km unterwegs. Der letzte Stopp des Tages war in den Saltos del Petrohué, wo es die Petrohué-Wasserfälle gibt. Leider kann man momentan aber nicht viel von so sehen, da die Stege nach dem Vulkanausbruch vom April noch repariert werden. Wir sind dann etwas weiter am Río Petrohué entlanggelaufen, um zu Stromschnellen zu kommen. Dann mussten wir schnell zurück, um den letzten Bus nach Puerto Varas zu erwischen.

Frutillar

Am letzten Tag in Puerto Varas ließ ich es ruhiger angehen. Mittags fuhr ich nach Frutillar, einem Örtchen ca. 40min nördlich. Es liegt ebenfalls am Lago Llanquihue. Es hat eine schöne Promenade mit vielen Häusern deutschen Urpsrungs. In einem kleinen Lokal mit dem Namen „Kuchenladen“ aß ich die lokale Spezialität „Kuchen“, wobei ich mir einen aussuchte, den man eher als Torte bezeichnen konnte. Als ich wieder rauskam, schien die Sonne und fuhr dann auch wieder zurück nach Puerto Varas.

Fazit

Die beiden großen Ausflüge gehören sicherlich zu meinem bisherigen Highlights. Auch hatte ich echt Glück mit dem Wetter, denn oft ist es hier regnerisch und bewölkt, sodass man nicht mal die Vulkane sieht.

Das war es jetzt vorübergehend für mich in Chile. Mein nächstes Ziel ist San Carlos de Bariloche in Argentinien.