Reisefazit Südamerika

Vor genau 2 Monaten bin ich aus Südamerika zurückgekommen. Ja, die Zeit vergeht verdammt schnell. Mein ursprünglicher Plan war es diesen letzten Blogbeitrag gleich im Anschluss zu meiner Südamerikareise zu schreiben. Die Zahlen meiner Reise hatte ich schon vor einem Monat veröffentlicht. Nun schreibe ich jetzt noch mein Reisefazit mit etwas Abstand.

Ich habe eine Varietät von Natur gesehen, von Salzseen, Wüsten, Ozeane, Gebirgen, Vulkane, Gletscher, Wasserfälle, Regenwälder bis hin zu traumhaften Stränden. Dort habe ich viele freilebende Tiere gesehen, die es hier zum Teil gar nicht gibt. Das waren u.a. Vicuñas, Lamas, Guanacos, Alpakas, Condore, Delphine, Pinguine, Flamingos, patagonische Graufüchse, Magellanspechte und viele andere Vögel.

Die Länder

Bolivien

Das Land stand anfangs gar nicht auf meiner Reiseliste. Ich hatte mich eigentlich nur entschieden nach La Paz zu fliegen, um so am einfachsten zum Salar de Uyuni zu kommen. Ich habe mir dann doch noch mehr angeschaut und es hat mir echt super gefallen. Vor der Ankunft hatte ich kaum was über Bolivien gehört und konnte mir auch sehr wenig darunter vorstellen. Ein Führer einer Tour hat mal erzählt, dass Bolivien (zumindest das Hochland, auf dem ich nur war) das ursprünglichste Land Südamerikas wäre, weil es am wenigsten europäischen Einfluss gibt. Ob das so wirklich ist, kann ich nicht komplett beurteilen, da ich in vielen anderen südamerikanischen Ländern nicht war. Im Vergleich zu Chile, Argentinien und dem kleinen Teil von Brasilien, wo ich war, kann ich das bestätigen. Gerade durch das sehr indigene Leben war der Kulturschock größer als wenn ich in einem anderen Land in Südamerika angekommen wäre. Zudem war ich am ersten Tag in La Paz, der hektischsten Stadt, die ich je erlebt habe. Im Nachhinein war es für mich gefühlt der unsicherste Ort. Hilfreich ist da auch nicht wenn man aus dem Hostel raus zwei Schießerein in der Stadt hört. Dass es das ärmste Land Südamerikas ist, merkte ich sobald ich etwas außerhalb des Zentrums von La Paz war. Viele Häuser sind nur halbfertig gebaut oder aus Lehm. Geteerte Straßen gab es bis auf Ausnahmen nicht. Ich war so froh als ich nach knapp zwei Wochen in Chile wieder geteerte Straßen vorfand. Bolivien als Ganzes hat mir aber echt gefallen. Das hätte ich so nicht erwartet.

Chile

Das Land, wegen dem mein Wunsch aufkam nach Südamerika zu fliegen. Es hat sich absolut gelohnt. Dadurch, dass Chile so sehr in die Länge gezogen ist, gibt es in der Natur so viele verschiedene Dinge zu sehen. Mit 4,5 Wochen war ich von allen Ländern am längsten in Chile und behaupte mal, dass ich die Hauptsehenswürdigkeiten bis auf ein oder zwei Ausnahmen alle gesehen habe. Überall sehr freundliche Menschen getroffen, die einem immer weitergeholfen haben.

Argentinien

Auch wenn ich fast vier Wochen in Argentinien war, habe ich kaum was von Argentinien gesehen, da das Land so riesig ist. Ich habe dort sehr schöne Sachen gesehen, aber habe auch recht schnell festgestellt, dass es im Vergleich zu Chile nicht so mein Land ist. Ich kann das nicht an einem Hauptgrund festmachen, sondern das sind viele verschiedene Sachen, die sich aufsummieren, dass ich mich nicht so wohl fühlte. Eine der Sachen, die mir als erstes in Kopf kommen, wenn ich an das Leben in Argentinien denke ist, dass es im Verhältnis zum Euro teuer ist (was sich seit der Präsidentschaftswahl im Dezember geändert hat) und an die Supermärkte. Wenn man aus Chile kommt, sind die Supermärkte eher komplett anders. Sie sind eher, das Essen ist viel teurer als in Deutschland und oft wirkt es lieblos. Gerade in Obst- und Gemüsebereich war die Auswahl sehr klein und sah nicht appetitlich aus. Nicht selten hatte Obst oder Gemüse große Macken oder war verschimmelt. Das nervigste waren die Kassen. Es gab eigentlich immer Express-Kassen für Personen mit wenigen Einkäufen. Doch merkte ich auch schnell, dass das nicht unbedingt schneller ist. Denn die Kassierer waren extrem langsam. Wenn in Deutschland ein Rewe-Verkäufer 5 Kunden abkassiert, schafft ein argentinischer Kassierer maximal einen Kunden. Abends stand man auch mal gut 20 Minuten an der Kasse und es waren eigentlich viele Kassierer da. Neben dem langsamen Kassieren, dauert das Bezahlen ewig. Da man normalerweise 100 Pesos-Scheine dabeihat, Argentinier aber auch mal für 2.000 Pesos eingekauft haben, musste dann gut 20 Scheine abgezählt werden. Von dem Kunden und zwei Mal vom Kassierer. Hatte der Kunde noch einen spezielles Papier dabei (ich weiß nicht genau wieso, vermute aber mal wegen der Steuer oder das Gewerbe), mussten da noch extra Strichcodes gescannt werden und der Kunde erhielt noch Blätter, die gestempelt und getackert werden mussten. Nun hatten wir aber noch nicht den Fall, dass der Kassierer kein richtiges Wechselgeld hatte (was dauernd vorkam). In dem Fall konnte er einen Supervisor rufen, der immer im Kassenbereich stand und der dann das Geld wechselte.

Brasilien

Das Land war ursprünglich eigentlich wie Bolivien nicht auf meinem Reiseplan. Da ich zu den Iguazú-Wasserfällen wollte, war es am besten von Rio de Janeiro heimzufliegen. Gerade bei der Fußball-WM und in der Vorberichterstattung hat man sehr viel von Brasilien gesehen und gehört. Ich war einfach nur begeistert von dem kleinen Teil, den ich von Brasilien gesehen habe. Die Brasilianer bleiben mir als sehr offene Menschen in Erinnerung. Ein Paradies für mich waren auch die Supermärkte, weil es dort so viel tolles Obst gab. Auch die Caipirinhas waren noch leckerer wie hier und habe den brasilianischen Caipirinha inzwischen hier auch schon nachgemacht.

Geld

Als Deutscher, der hauptsächlich in Europa unterwegs ist, kennt man den Währungswechsel ja gar nicht mehr. Gerade in den Zeiten, in denen ich viel zwischen den Ländern gesprungen bin, kam ich mal leicht durcheinander. Dazu kam neben dem Boliviano, Chilenischem Peso, Argentinischem Peso und Real auch noch US Dollars und natürlich Euros. Aber ich habe dann doch immer relativ schnell ein Gefühl für die Währung bekommen. Ich habe auch gesehen wie unterschiedlich mit denen umgegangen wird. In Chile bekam man als Münzen meist 100 Pesos (0,15€). Da es 500 Pesos-Münzen sehr selten gab und der kleinster Schein 1000 Pesos war, hatte man häufig auch mal 10-15 100 Pesos-Münzen im Geldbeutel hatte. Diese sind gleich groß und schwer wie die Euro-Münze, sodass der Geldbeutel dementsprechend schwer und voll war. In Argentinien dagegen verwendete man kaum Münzen. Es gab auch kaum Münzen. Eine 25 Centavos-Münze habe ich beispielsweise das erste Mal nach 2,5 Wochen in Argentinien bekommen. In Chile wie auch in Argentinien werden Preise in Supermärkten so angegeben, dass man sie gar nicht bezahlen kann, da es so kleines Geld nicht gibt. In dem Fall oder dass sie nicht genügend Wechselgeld haben, wird der Betrag dann gerundet. Besonders in Argentinien habe ich da keine Regel feststellen können, ob ab- oder aufgerundet. Gefühlt war es nach der Laune des Verkäufers.

Was ich die ganze Zeit in allen Ländern festgestellt habe war, dass es nicht genügend Wechselgeld gibt. So habe ich zumindest immer versucht so Kleingeld dabeizuhaben, dass man besonders in kleinen Läden Sachen bezahlen kann. Aber selbst in Supermärkten gab es häufig Probleme. Dabei bekommt man am Geldautomat meistens nur umgerechnet 10€-Scheine und muss die natürlich dann auch loswerden. Die Stückelung der anderen Scheine und Münzen geht dementsprechend weiter runter. Dabei war das Preisverhältnis durchaus dasselbe wie hier. Wenn man mit größeren Scheinen aufgetaucht wäre, hätte man wahrscheinlich eine Riesenpanik ausgelöst.

Alltagsleben

Vor der Reise hätte ich nicht geglaubt, wie schnell Reisen zum Alltag werden kann. Man gewöhnt sich einfach super schnell daran, dass man jeden Tag den Plan hat etwas Neues anzuschauen. Auch wenn das dann Alltag ist, langweilig wurde es nie. Dafür habe ich einfach zu viele neue tolle Dinge entdecken durfen.

Wie mein Leben im Hostel aussah, hatte ich bereits in einem Blog beschrieben. Da ich so lange in Südamerika unterwegs war, stellte sich auch in den Ländern ein Alltag ein. Irgendwann wusste man, wo man bestimmte Sachen bekommt, wie man an Bustickets kommt, wie man auf der Straße in Argentinien Geld wechselt und wie Sachen in einem Land allgemein funktionieren. Das erarbeitet man sich so langsam mit der Zeit, sodass man es auch gar nicht so merkt. So richtig bewusst geworden ist mir das eigentlich erst als ich schon fast 2 Monate unterwegs war und in Punta Arenas mit einer Deutschen einkaufen gegangen bin, die gerade in Chile angekommen war. Ich wusste inzwischen einfach Kleinigkeiten wie dass die Sahne nicht im Kühlregal steht, sondern bei der H-Milch, welche Kekse am besten sind oder dass man Brot und Brötchen wiegen lassen muss.

Highlights

Ich werde oft gefragt was mir am besten gefallen hat. Als ganzes Land war es sicherlich Chile, aber auch in den anderen Ländern habe ich einzelne tolle Sachen gesehen. Mit dem Abstand von ein paar Wochen seit meiner Rückkehr finde ich manche Sachen noch viel toller. Meine Top-Highlights waren: Titicacasee, Salar de Uyuni, Atacama-Wüste, Puerto Varas, Refugio Frey, Perito Moreno, Torres del Paine, Ushuaia/Feuerland, Rio de Janeiro.

Ich habe auch andere tolle Sachen, wie die Iguazú-Wasserfälle gesehen, doch merkte ich auch schnell, dass es sehr wichtig ist, wie wohl man sich im Hostel oder Stadt fühlt, wie nett die Leute sind, also viele subjektive Sachen. Aber das wichtigste überhaupt ist dann doch das Wetter. Und in der Hinsicht konnte ich gar nicht mehr Glück haben. In den 81 Tagen, in denen ich unterwegs war, gab es drei Regentage. Zwei Tage davon waren in Patagonien, das für sehr wechselndes Wetter und Regen bekannt ist. Dafür, dass ich in Patagonien so lange war, ist das eine herausragende Quote.

Was mir in Erinnerung bleibt:

  • 11,5 Wochen mit einmaligen Erlebnissen
  • Traumhafte Natur
  • Supernette andere Reisende, die man teilweise auch mehrmals trifft
  • Hängematten in Hostels
  • Sehr lange Reisestrecken (insgesamt 34.264km, davon in Südamerika 5.679 km mit dem Bus und 5.706 km mit dem Flugzeug, 34.264 km)

Das ganze Abenteuer wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Süd- oder Mittelamerika war.

 

Zum Schluss noch ein bildlicher Streifzug durch meine Reise (zum Vergrößern auf die Bilder klicken):