Am Mittwochmorgen ging es für mich mit dem Bus zum Titicacasee, genau gesagt: Copacabana (nicht zu verwechseln mit der brasilianischen Copacabana). In der ersten Stunde fuhr man ausschließlich durch Vororte von La Paz, anschließend ging es auf eine Art Landstraße weiter, wobei in mehreren Teilen gebaut wurde und es dann über unbefestigte Wege ging. Die Busfahrt nach Copacabana ist in der Hinsicht etwas Besonderes, da man an einer Stelle mit dem Boot übersetzen muss. Dafür muss man den Bus verlassen, steigt in kleine Boote und der Bus fährt auf einer kleinen Fähre rüber. Das wahre Abenteuer kam aber erst jetzt. Ein Teil der Straße nach Copacabana wurde aus politischen Gründen blockiert. Der Busfahrer fuhr dann kurzerhand auf einem Feld-/Bergweg, den man in Deutschland wohl nur mit einem Fahrzeug mit Allradantrieb gefahren wäre. Teilweise ging es direkt daneben den Abhang runter und wir fuhren auch durch zwei kleinere Bäche. Nach den Blicken der Einheimischen zu urteilen, kam dort nie ein Bus vorbei. Der Vorteil der abenteuerlichen Fahrt war, dass man Gebiete gesehen hat, in denen man sonst als Tourist eher nicht hinkommt.
In Copacabana dann endlich nach knapp 4,5 Stunden angekommen, suchte ich mir ein Hostel in der Hauptstraße, in der es auch viele Restaurants und Läden gab. Copacabana liegt direkt am Titicacasee und gehört zu einem der meistbesuchten Tourismusorte in Bolivien. Der See liegt auf einer Höhe von 3840m und ist ca. fünfmal so groß wie der Bodensee.
Im Norden von Copacabana befindet sich El Calvario, ein Berg, der auch ein sehr beliebter Pilgerort ist. Den Anstieg auf den Berg dauert ca.45-60min. Das lohnt sich echt. Man hat einen atemberaubenden Blick über Copacabana und dem Titicacasee. Nach dem Abstieg schaute ich mir noch den Sonnenuntergang über dem Titicacasee an und ging dann etwas essen. Das ist in Bolivien wirklich günstig. Man bekommt ein Menü mit einer Suppe, Hauptgang und Nachtisch für umgerechnet 3,22 €. Das letzte, was ich abends noch machte, war meine Rucksäcke umzupacken, weil ich auf die Isla del Sol die folgenden beiden Tage nur meinen Tagesrucksack mitnehmen wollte.
Am Morgen darauf um 8:30 Uhr startete fuhr das Boot Richtung Isla del Sol. Die Insel befindet sich 60km von Copacabana entfernt. Mit dem Boot benötigt man ca. 1,5 Stunden. Ich stieg allerdings nicht dort aus, sondern fuhr noch 8km weiter zur Isla de la Luna, einer heiligen Insel der Inca. Dort konnte man allerdings nur eine Ruine gesehen, sodass es sich nicht wirklich gelohnt hat. Das Boot fuhr dann wieder zurück zur Isla del Sol und setzte die Passagiere in Yumani, dem Hauptort der Südinsel ab. Von dort sollte mein Weg zur Nordinsel führen. Die erste Herausforderung wartete direkt im Hafen der Yumani: die Inca-Treppen. Nachdem man dort oben war, ging es nochmal 30min weiter teils sehr steil bergauf. Generell ist es auf der Insel schwer den richtigen Weg finden, weil es keine Beschilderung gibt, was dann auch darin folgte, dass ich mich auf den nächsten Berg mit 4007m quälte, obwohl ich später feststellte, dass es seitlich einen weiteren Weg geben muss. Doch jetzt war immer noch erst ein kleiner Teil geschafft. Es ging jetzt zwar tendenziell eher bergab, doch gab es auch immer wieder Passagen, die sehr steil bergauf gingen. Auch wegen der Höhe von fast 4000m war das auch eine große körperliche Herausforderung. Auf den letzten Teilen der Strecke war ich so fertig, dass ich nicht mal mehr Lust hatte Fotos zu machen, und das soll bei mir was heißen. Am Ende war ich nur noch froh nach knapp 5 Stunden in Challapampa, dem Hauptort der Nordinsel angekommen zu sein. Ich suchte mir ein Hostel und ging was essen. Dort traf ich zwei Münchener, die über ein halbes Jahr durch Südamerika reisen und habe mich mit denen etwas unterhalten. Am Ende lag ich noch vor 20 Uhr im Bett und war einfach nur kaputt. Die Dusche musste leider auch ausfallen, da das einzig vorhandene fließende Wasser eher ein Rinnsal war. Aber auch das hat sich gelohnt, denn so war alles entspannter, denn der Großteil der Touristen besucht die Insel nur als ein Eintagesausflug.
Auch wenn ich mir am Vortag geschworen hatte, keinen Schritt mehr hochzulaufen, lief ich ca. 60min ganz in Norden der Insel und schaute mir den heiligen Berg, einem Labyrinth aus Steinwänden und einem heiligen Tisch. All diese Dinge stammen von dem Incas. Da ich noch genügend Zeit hatte bis das Boot zurück nach Copacabana fuhr, machte ich auf einem der Berge eine längere Pause. Die ganze Zeit hatte ich fast alles für mich. Als ich mich auf dem Rückweg machte, kamen mir dann die Tourimassen entgegen, die mit dem Boot aus Copacabana kamen. An dem Ausblick über dem Titicacasee und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Anden kann ich mich auch nach Tagen einfach nicht satt sehen. Um 13:30 Uhr ging es dann mit dem Boot nach Copacabana zurück. Die Fahrt dauerte ca. 2,5 Stunden.
Auch wenn es recht warm auf den Bildern aussieht, hatte es maximal 15°C, was in der Sonne auch aufgrund der Höhe wärmer wirkt. Sobald die Sonne weg ist, wird es nachts bis zu 3°C. Sobald man in der Nähe vom See ist und es nicht geschützt ist, herrscht starker Wind. Gerade auf der Isla del Sol hatte ich auf den Bergen eine Strick-, Fleece- und Windjacke an.
Der Titicacasee war alles in allem ein sehr schöner Ausflug. Der See an sich mit dem dunkelblauen Wasser und den Bergen drum herum ist traumhaft. Durch den strahlendblauen Himmel gibt es ein fantastisches Licht zum Fotografieren. Auch wenn die Wanderung auf der Isla del Sol sehr anstrengend war, hat es sich für die Natur und Ausblicke auf den Titicacasee absolut gelohnt.
Der nächste Tag in Copacabana war eher entspannt. Ich schlief etwas länger, ging etwas frühstücken, schaute mir die Kathedrale an und saß dann noch etwas am Titicacasee bis um 13:30 Uhr der Bus zurück nach La Paz fuhr. Der Bus hatte sogar Wlan. Viel besseres Internet hatte ich in Bolivien zuvor noch nicht. Inzwischen bin ich wieder in La Paz angekommen und werde die nächsten beiden Tage für Ausflüge nutzen.
Und hier noch die Eindrücke vom Titicacasee (zum Vergrößern einfach auf die Bilder klicken):
WOW!!! Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesen schönen Bildern. Ich freue mich sooo sehr, dass du so etwas Schönes erleben kannst und wir daran teilhaben dürfen. Danke! Genieße jeden Augenblick und lasse es dir gut gehen. Mama
Die Eselchen sind so süß, dass sie nun mein Bildschirmhintergrund sind. Wirklich tolle Bilder. Da bekomme ich gleich wieder Fernweh. — Papa